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Von der Patientin zur Fachfrau Gesundheit

Fiona Gächter wusste durch ein persönliches Erlebnis im Alter von vier Jahren, dass sie Fachfrau Gesundheit werden möchte. 13 Jahre später ist sie im letzten Lehrjahr und nimmt als eine von 15 Fachfrauen Gesundheit an der Zentralschweizer Berufsmeisterschaft FaGe teil. So bereitet sie sich vor.

Text: Irene Reis / Bilder: Christoph Arnet / Video: XUND
Publikation im Zebi Magazin, 2. November 2024


In der Geschäftsstelle der Spitex Stadt Luzern trifft man derzeit inmitten von Büro-, Konferenz- und Aufenthaltsräumen auf ein Spital-Zimmer. Im Spitalbett liegt Maik Maggion. Er ist nach einem Bikeunfall frisch operiert, trägt den Arm in der Schlinge und klagt über Schmerzen – allerdings nur gespielt. Maik ist Ausbildungsverantwortlicher bei der Spitex Stadt Luzern, welche Pflege und Betreuung bei Klientinnen und Klienten zu Hause ermöglicht.

Doch heute simuliert er einen Patienten, um Fiona Gächter und ihrer Kollegin Maryam Ahmadi eine Trainingslektion zu ermöglichen. Die beiden angehenden Fachfrauen Gesundheit im 3. Lehrjahr nehmen an der Berufsmeisterschaft FaGe teil, welche Xund als Verband der Alters- und Pflegezentren, Spitäler und Spitex-Organisationen an der diesjährigen Zebi durchführt.

Drei verschiedene Bereiche

Es ist das erste von drei Trainings bei der Spitex Stadt Luzern im Hinblick auf die Berufsmeisterschaft. Dafür teilten die beiden Lernenden ihrem Ausbildner Maik mit, wo sie noch Übungsbedarf sehen. Fiona, die sich heute beim Training über die Schultern blicken lässt, erklärt: «An der Berufsmeisterschaft wird es drei Situationen geben, je in der Akut- und Langzeitpflege sowie der Spitex. In den Bereichen Akut und Langzeit möchte ich am meisten trainieren, da ich Routine gewinnen möchte.»

Der Ausbildner Maik bestätigt: «Die Arbeit einer Fachperson Gesundheit bei der Spitex unterscheidet sich von der Arbeit im Spital oder in einem Alterszentrum und darum haben unsere Lernenden in diesem Bereich mehr Trainingsbedarf.» Maik hat sich dafür passende Szenarien ausgedacht, wie sie auch an der Berufsmeisterschaft gestellt werden könnten – für heute also dieses Spital-Szenario mit dem frisch operierten Biker.

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Fiona beim Training. 


Situation im Spital simuliert

Am Spitalbett stellt sich Fiona als Lernende FaGe im 3. Lehrjahr vor und versorgt den Patienten. Es wird Blutdruck gemessen – er liegt bei 124 zu 90 –, gut zugeredet und auf die Schmerzen eingegangen. «Wo schätzen Sie Ihre Schmerzen auf der Skala von eins bis zehn ein?», fragt Fiona einfühlsam. «Vier bis fünf», lautet die Antwort. Fiona kündigt an, ein Schmerzmittel zu organisieren.

Fragen und Tipps

«Pause» – Mit diesem Wort wird der Patient wieder zum Ausbildner. Er lobt die Lernende für ihre Kommunikation mit dem Patienten und gibt sogleich Tipps. «Notiere dir die Werte, die du misst. So kannst du sie später in das Leistungserfassungssystem übertragen und musst sie dir im manchmal hektischen Alltag nicht merken.»

Zurück in der Szene: Der Patient wird auf den Bettrand gesetzt, die Schlinge für einen T-Shirt-Wechsel entfernt und wieder angezogen, anschliessend wird er im Bett gelagert. Fiona und Maik sind mit dem ersten Trainingsdurchlauf zufrieden. Die Abläufe waren gut und die Kommunikation stimmte.


«Ich will den Jugendlichen an der Zebi zeigen, wie schön und vielseitig unser Beruf ist.»

Fiona Gächter, Fachfrau Gesundheit in Ausbildung


Komfortzone verlassen

Die Kommunikation ist es auch, die Fiona zur Teilnahme an der Berufsmeisterschaft bewegt hat. «Ich bin ein zurückhaltender Mensch und möchte mich durch die Meisterschaft herausfordern und auch vor Publikum einen guten Job machen.» Sie ist überzeugt, dass ihr das für ihren Berufsalltag sowie auch für die bevorstehende Lehrabschlussprüfung hilft. Und sie sieht einen weiteren grossen Nutzen in der Teilnahme: «Ich will den Jugendlichen an der Zebi zeigen, wie schön und vielseitig unser Beruf ist.»

Alles begann im Spital

Bei Fiona selbst entstand der Berufswunsch ebenfalls im Spitalbett. Im Alter von vier Jahren hatte sie einen Unfall und war für einige Wochen im Spital. «Ab dann wollte ich in der Pflege arbeiten», sagt sie mit Begeisterung. Statt den negativen Erinnerungen an diese Zeit blieben ihr die freundlichen Fachfrauen Gesundheit sowie Pflegefachfrauen in Erinnerung. «Sie haben sich Zeit genommen, mich zu pflegen und beispielsweise meine Haare zu machen. Und weil ich gern gemalt habe, haben sie meine Malblätter mit Pflastern an der schräggestellten Tischplatte angeklebt, sodass ich vom Bett aus malen konnte.» Am Wunschberuf hat sich über die Jahre nichts geändert. Beim Zebi-Besuch vor vier Jahren schaute sie sich zwar andere Berufe an, blieb aber bei FaGe hängen. Auch beim Schnuppern wurde der Wunschberuf bestätigt und die Spitex als favorisierter Arbeitsort erkoren.

«An der Spitex gefällt mir, dass wir selbstständig arbeiten können, weil wir schon früh in der Lehre allein Klientinnen und Klienten besuchen», erklärt Fiona. Jeder einzelne Fall sei anders, was die Arbeit abwechslungsreich mache. Und da sie mit dem Velo unterwegs zu den Einsätzen sei, könne sie draussen sein und durchlüften.

Was Fiona, die berufsbegleitend die Berufsmatura absolviert, nach ihrer Lehre machen will, weiss sie noch nicht genau. Klar ist: Sie bleibt dem Gesundheitsbereich treu. «Aber erst mal kommen die Berufsmeisterschaft und der Lehrabschluss», ergänzt sie lächelnd.

_AFG1433.jpg (0.2 MB)Die Berufsbildenden und ihre Lernenden (von links): Maik Maggion, Fiona Gächter, Maryam Ahmadi und Jessica Bossert.


Positive Auswirkungen auf das Team

Das Training geht in die nächste Runde: Jetzt ist Maryam dran, Fiona darf beobachten. Und auch hier nimmt sie wieder vieles mit, diskutiert sowohl mit dem Ausbildner als auch mit ihrer Kollegin Details in den Abläufen. Zum Training kommt auch Jessica Bossert dazu, die zweite Ausbildungsverantwortliche bei der Spitex Stadt Luzern. Das Ausbildner-Duo freut sich sehr, dass die beiden Lernenden mitmachen. «Das ist für unser Team, unser Unternehmen sowie den Beruf als Ganzes ein grosser Mehrwert.» Es sei schön, den Beruf mit seinen Vorzügen so präsentieren zu können, sagt Maik. Und es sei toll, so motivierten Berufsnachwuchs zu haben, der diese Extrameile geht. Und nicht zuletzt: «Die Berufsmeisterschaft ist super für unseren Teamspirit. Wir haben in dieser Zeit noch intensiveren Austausch, diskutieren mögliche Fälle und dann fiebern wir schliesslich an der Berufsmeisterschaft ganz vorne mit!»

Auch Maryam hat ihren Durchlauf abgeschlossen, die Diskussion zwischen Fiona, Maryam, Maik und Jessica läuft angeregt weiter. Währenddessen zieht Maik die Schlinge ab und darf das Spitalbett wieder verlassen.


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