Psychologie in Luzern: ein neues Kapitel für die Universität

Text Daniela Barmettler / Bilder Christoph Arnet
Publikation im Zebi Magazin, 2. November 2024

Frau Hediger, warum hat die Universität Luzern die neue Fakultät Verhaltenswissenschaften und Psychologie gegründet?

Die Vision, eine Fakultät für Psychologie zu gründen, bestand schon länger. Einerseits gibt es in der Zentralschweiz im Bereich Psychologie einen Fachkräftemangel, anderseits ist Psychologie ein Studienfach, das auf grosses Interesse stösst und kontinuierlich wächst. Wir möchten künftig Fachkräfte hier in der Zentralschweiz ausbilden. Zudem fehlte Psychologie noch im Studienangebot der Uni Luzern, die auf Humanwissenschaften spezialisiert ist. Im Februar 2023 kam der Entschluss, dass das Vorhaben politisch und finanziell von verschiedenen Seiten unterstützt wird und man mit der konkreten Planung beginnen konnte.

In der Schweiz gibt es bereits ein grosses Studienangebot im Bereich Psychologie. Wie unterscheidet sich das Angebot in Luzern von dem anderer Universitäten?

Wir wollen einen hohen Praxisbezug sicherstellen. Schon im ersten Studienjahr laden wir Expertinnen und Experten aus der Praxis ein, um den Studierenden Einblicke in ihre vielseitigen Arbeitsfelder wie Verkehrspsychologie, Human Resource oder Risikomanagement zu geben. Ein klares Alleinstellungsmerkmal haben wir im Masterstudiengang mit den Spezialisierungen in Rechtspsychologie, Kinder- und Jugendpsychologie sowie in experimenteller Rehabilitationswissenschaft und Neuropsychologie. Für diesen letzten Bereich haben wir zwei Kollegen vom Luzerner Kantonsspital als ausserordentliche Professoren berufen. Sie bringen einen einzigartigen Praxisbezug in die Ausbildung unserer Studierenden sowie in die Forschung ein, was uns wirklich stolz macht.

«Wir möchten künftig Fachkräfte hier in der Zentralschweiz ausbilden.»

Prof. Dr. Karin Hediger

Stolz dürfen Sie auch auf den Start der Fakultät sein. Mit rund 160 Studierenden wurden die Erwartungen für das erste Semester übertroffen.

Ja, der Semesterstart war überwältigend. Wir hatten ursprünglich mit rund 100 Studierenden gerechnet. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Es ist spannend, wie neugierig und engagiert die Studierenden sind.

Welche Aufgaben haben Sie als Dekanin der neuen Fakultät?

Ich habe im Juli die operative Leitung der neuen Fakultät übernommen. Es hat mich fasziniert, in einer jungen und dynamischen Universität nebst meiner Professur auch noch eine Fakultät mitgestalten zu können. Zurzeit planen wir den Masterstudiengang im Detail, stellen Doktorierende an und bauen das Verhaltenslabor auf. Darin wird zum Beispiel mittels Experimenten untersucht, wie Menschen Entscheidungen treffen, wie Emotionen entstehen oder welche Verhaltensänderungen Hirnverletzungen mit sich bringen. Das Labor ist ein wichtiges Element in der Verknüpfung von Ausbildung, Praxis und Forschung.

Wie möchten Sie die Fakultät weiter ausbauen?

In den kommenden Monaten werden wir unser Team vergrössern und Professuren ausschreiben. Ausserdem wollen wir mit regionalen Institutionen zusammenarbeiten, um unseren Studierenden noch mehr Praktikumsmöglichkeiten zu bieten. Zudem wollen wir eine Praxisstelle für Psychotherapie aufbauen, um einerseits der Unterversorgung in der Zentralschweiz entgegenzuwirken und anderseits unsere Studierende nahe an der Praxis zu haben. Ich bin überzeugt, dass wir damit nicht nur einen Mehrwert für unsere Studierenden, sondern für die ganze Region schaffen.

Fakultät für Verhaltenswissenschaften und Psychologie
Bachelor in Psychologie (seit September 2024)
Master in Psychologie (ab 2027)
MAS in Psychotherapie (seit September 2024)

An der Zebi

Halle 2 / C 2053
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